66 | FREIHEIT Wie eigentlich immer im Leben machen Verständnis der Sache und verantwortungs- voller Umgang mit ihr den entscheidenden Unterschied Wir müssen wissen, wie es funktioniert (grundsätzlich, nicht im Detail), wir müs- sen wissen, wo die Gefahren liegen, wir müssen wissen, was wir damit bewegen und bewirken können, und wir müssen dieses Wissen verantwortungsbewusst einsetzen. Das beinhaltet auch, dass wir von den mächtigen Multimedia-Konzer- nen einfordern, sich zukünftig weniger am monetären Gewinnstreben und mehr am werthaltigen Sinnstreben auszurich- ten. Das wäre mit einiger Wahrschein- lichkeit sogar langfristig der fi nanziell er- folgreichere Weg. Das gilt nicht nur für Tech-Riesen, sondern für alle sogenann- ten Big Player. Denn egal, ob die Lebens- mittelindustrie weiter Billigfl eisch in den Markt pumpt, die Energiekonzerne noch weitere knapp 20 Jahre Kohle verbrennen wollen oder die Fahrzeugindustrie fast unverändert an Verbrennungsmotoren festhält – all das führt uns näher an den Abgrund. Wenn wir unsere Lebensgrundlage er- halten wollen, kommen wir um eine ver- änderte Ernährung, einen veränderten Konsum und ein verändertes Wirtschaf- ten nicht herum. Und ja, das wird gravie- rende Veränderungen und merkliche Einschnitte mit sich bringen. Aber: Wenn wir begreifen, dass sich echte Zufriedenheit selten aus Materiellem speist, bedeutet Wandel nicht automatisch Verzicht, sondern womöglich sogar Zugewinn Was wir brauchen, ist ein Paradigmen- wechsel mit einer verstärkten Ausrich- tung an ökologisch sinnvollen und am Wohl (und nicht nur am Wohlstand) des Menschen orientierten Zielen. Da Kon- zerne durch einen solchen Wandel fi nan- zielle Einbußen befürchten und viele Konsumenten wie eingangs beschrieben zu einer gewissen Trägheit tendieren, wird der Wandel vermutlich nicht frei- VOE LMYs WOHNEN IST ANSICHTSSACHE » Wenn ich Freiheit sage, dann meine ich damit die Freiheit des Einzelnen, seine Gedanken zu lenken und sein eigenes Leben so leben zu dürfen, wie er zu denken und zu leben wünscht. « John F. Kennedy (1917 – 1963) Was wir alle tun können? Unsere Kinder und Enkel, Neff en und Nichten, unsere Schüler und Schülerinnen, Studenten und Studentinnen bestärken: Ja, steht auf, geht raus, werdet laut! So lässt sich die Welt wachrütteln. So ler- nen Politik und Konzerne, dass ein „wei- ter so“ inakzeptabel ist. So erhalten all die aufgeklärten und handlungsfähigen Menschen in gestaltenden Positionen aus Politik, Wirtschaft, Bildungsinstitutionen und Showbusiness den Rückhalt, um an- dere zu inspirieren und zum Umdenken zu animieren. Und so merken immer mehr Menschen, dass ihre Stimme zählt, dass sie mehr zu sagen haben als die reaktio- nären, rückwärtsgewandten Despoten, die zurzeit in so vielen Ländern Unheil verbreiten. Ja, das alles kann gelingen, wenn wir, die große schweigende Mehr- heit, begreifen, dass wir viele sind und dass wir etwas bewegen können – wenn wir endlich den A. hochkriegen. Also los, auf geht’s! ❮ Text: Kathrin Bertram willig initiiert. Also müssen verbindliche gesetzliche Vorgaben her. Für die Indus- trie. Und für uns. Das ist keine Beschnei- dung unserer Freiheiten, nein, das ist aktive Zukunfts- und damit Freiheits- sicherung. Denn echte Freiheit besteht nicht darin, jeden Tag Fleisch zu essen und mit 200 km/h über die Autobahn zu brettern. Und wahre Zufriedenheit resul- tiert nicht aus Geld und Luxus, sondern aus menschlicher Wärme, Selbstbestim- mung und frei zugänglichen Gestaltungs- spielräumen. Außerdem: Ob wir es wol- len oder nicht, es ist sowieso alles im Umbruch, die Welt verändert sich, gerade weil wir im Wesentlichen weitermachen wie bisher. Umso mehr sollten wir die Chance nutzen, den Wandel zu gestalten und die Weichen Richtung Zukunft zu stellen. Die Jugend scheint das zunehmend zu begreifen und macht mobil. Das ist grandios und verdient alle nur erdenkli- che Unterstützung! Die Welt braucht mehr Malala Yousafzais (Aktivistin für Freiheit und Kinderrechte), Emma Gon- zález’ (kämpft für strengere Waff engeset- ze in den USA), Genesis Butlers (setzt sich für fl eischlose Ernährung ein) und Greta Thunbergs (macht mobil gegen den Kli- mawandel). Und wir? Sollten uns unserer Verantwortung stellen, Haltung zeigen und unser Verhalten immer stärker an gesamtgesellschaftlich und global sinn- stiftenden und zukunftssichernden Ma- ximen ausrichten. Wegducken, Schön- reden, Ausblenden, Abwinken – das alles war einmal.